ANTRAG

zu TOP 4: „Obdach Krefeld“ – Änderungen in der Konzeption

Vorlagennummer

1534/21 E

Behandelt am

8. Juni 2021

Ratsinformationssystem

Sehr geehrte Frau Klaer,

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen begrüßt ausdrücklich, dass mit dem Konzept „Obdach Krefeld“ das Thema Obdachlosenhilfe ganzheitlich und von Grund auf neu aufgestellt wird. Dies ist unbestritten ein wichtiger sozialpolitischer Schritt, den wir politisch weiter unterstützen werden.

Dennoch halten wir eine Erweiterung bzw. ein Nachschärfen bestimmter Teilaspekte des Konzeptes unter Einbeziehung von Politik und Wohlfahrtsverbänden für erforderlich. Hierzu zählen unter anderem die Konkretisierung der sozialen Arbeit in der Einrichtung, eine räumliche Differenzierung der unterschiedlichen Bedarfsgruppen, eine Perspektive für eine weitergehende Betreuung nach den maximal 12 Monaten im Obdach Krefeld, eine Stärkung der verschiedenen Tagesaufenthalte und eine stärkere Berücksichtigung von Digitalisierungsaspekten. Unserer Auffassung nach gestalten sich die Bedarfe innerhalb der Gruppe obdachloser Menschen zu divers, als dass sie alle adäquat und sicher an einem einzigen Standort betreut werden können. Hinzu kommt die stärkere Einbeziehung der Wohlfahrtsverbände in die fachliche Ausarbeitung der Konzeption.

Zugleich müssen die Vorbehalte vor Ort gegen eine Zentralisierung im Südbezirk ernstgenommen und diskutiert werden. Wir sprechen uns grundsätzlich für den Standort Feldstraße als einen Baustein in der Krefelder Wohnungslosenhilfe aus. Die Bewältigung sozialpolitischer, die ganze Stadt betreffender Herausforderungen müssen für das betreffende Quartier mit begleitenden Maßnahmen flankiert werden. Dort benötigen wir deutlich mehr Einsatz und vielfältigere Methoden, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war.

Sowohl die Entwicklung und Einbettung eines Nachbarschaftskonzeptes in das bestehende Konzept, als auch die sofortige Einsetzung eines „Runden Tisches“ zur Diskussion, Moderation und Lösung der diversen Problemstellungen im Bereich Feldstraße mit Vertreter*innen der Anwohner*innen, der Einrichtungsleitung, des FB 50, der Diakonie, des Jugendzentrums, der Bezirksvertretung, des Kommunalen Ordnungsdienstes und der Polizei sind deshalb ebenfalls notwendig.

Die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Rat der Stadt Krefeld bittet daher für die Sitzung des Aus- schusses für Soziales, Arbeit, Wohnen, Gesundheit, Inklusion, Senioren und Integration am 08.06.2021 um Beratung und Beschlussfassung des nachfolgenden Antrages.

Beschlussentwurf

Der Ausschuss für Soziales, Arbeit, Wohnen, Gesundheit, Inklusion, Senioren und Integration nimmt die Neukonzeption der Krefelder Wohnungslosenhilfe mit dem Konzept „Obdach Krefeld“ zur Kenntnis, spricht sich grundsätzlich für eine Neukonzeptionierung der Wohnungslosenhilfe aus und beauftragt die Verwaltung im Dialog mit Wohlfahrtsverbänden und Politik, folgende Maßnahmen und Änderungen in die Konzeption einzuarbeiten:

1. Priorität hat die Realisierung und Dezentralisierung verschiedener Standorte für verschiedene Bedarfe. Hierzu werden (zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der Wohnstätte Krefeld) für folgende Personen- und Bedarfsgruppen eigene, dezentral angesiedelte Unterkünfte und Konzepte entwickelt:

  • obdachlose Frauen, die zum Beispiel nicht in einer gemischtgeschlechtlichen Einrichtung leben möchten
  • Brandopfer
  • ältere und pflegebedürftige Obdachlose

2. Das Konzept wird um Perspektiven für die weitere Unterbringung von Obdachlosen nach dem zwölfmonatigen Aufenthalt in der Notunterkunft (u.a. hinsichtlich räumlicher Unterbringung, Träger- schaft etc.) durch die Verwaltung, Politik und die Wohlfahrtsverbände erweitert. Insbesondere soll ein Netz verschiedener dezentraler Unterbringungsmöglichkeiten für verschiedene Zielgruppen in verschiedenen Sonderwohnformen (Stationäre Einrichtungen, Therapeutische Wohngemeinschaften, Wohngemeinschaften mit ambulanter Betreuung) entwickelt werden.

3. Die Kapazität am Standort Feldstraße überschreitet die Anzahl der aktuellen Übernachtungs- möglichkeiten nicht und wird, wenn der Bedarf durch die Schaffung neuer weiterer Standorte sinkt, sukzessive reduziert.

4. Die Möglichkeiten einer trägerübergreifenden digitalen Infrastruktur zur Begleitung und Betreuung der Obdachlosen in den Unterkünften wird mittels digitaler Fallakten geprüft.Kurzfristig wird die Verwaltung beauftragt folgende Punkte umzusetzen:

  • Schaffung mindestens einer Stelle Quartiersarbeit in direktem Umfeld der Einrichtung. Diese soll im Vorgriff auf den Stellenplan 2022 ad hoc besetzt, im FB 50 angegliedert werden und gemeinsam mit den Akteur*innen im Sozialraum und im engen Austausch mit den Teilnehmenden des u.g. runden Tisches ein Nachbarschaftskonzept für den Standort Feldstraße entwickeln, welches in die Gesamtkonzeption eingebettet wird und insbesondere nachfolgende Aspekte aufgreift:
    • Sofortige Aufnahme eines Bürger*innendialogs, um gemeinsame Ideen zu erarbeiten, die in die Arbeit des Runden Tisches mit einfließen sollen.
    • Rahmenlinien für eine gute Nachbarschaft im Quartier
    • KooperationmitdemJugend-undFreizeitzentrumSüd
    • Gewährleistung der Sauberkeit im Straßenumfeld, etwa durch kürzere Reinigungsintervalle und im Austausch mit GSAK und KBK
    • Verbesserung des Sicherheitsgefühls der Anwohner*innen und benachbarten Einrichtungen
    • Ein achtsames und respektvolles Miteinander der verschiedenen Gruppen
    • Eine regelmäßige Evaluation der sozial- und ordnungspolitischen Maßnahmen und gemeinsame Formulierung von Lob, Kritik und Verbesserungswünschen
  • Kurzfristige Sanierung und Umgestaltung des Standortes Lutherstraße als Tagestreff
  • Sofortige Einsetzung eines „Runden Tisches“ mit Vertreter*innen der Anwohner*innen, derEinrichtungsleitung, des FB 50, der Diakonie, des Jugendzentrums, der Bezirksvertretung, des Kommunalen Ordnungsdienstes und der Polizei. Sobald die neue Stelle Quartiers- und Gemeinwesenarbeit geschaffen wurde, soll diese die Koordination des Runden Tisches übernehmen. Aufgaben des Runden Tisches sind die Moderation von Konflikten und die Verbesserung der Sauberkeit und Sicherheit des Quartiers. Für besonders wichtig erachten wir die regelmäßige Teilnahme von Polizei und kommunalem Ordnungsdienst, sowie den engen Austausch mit KBK und GSAK.