ANTRAG

zu TOP 1: Konzept zur Obdachlosenhilfe und Neuausrichtung der Notunterkunft Feldstraße zum Obdach Krefeld

Vorlagennummer

1625/21 E

Behandelt am

26. Juni 2021

Ratsinformationssystem

Dennoch halten wir eine Konkretisierung und eine Erweiterung bestimmter Teilaspekte des Konzeptes unter Einbeziehung von Politik und Wohlfahrtsverbänden für erforderlich. Hierzu zählen unter anderem die Konkretisierung der sozialen Arbeit in der Einrichtung, eine räumliche Differenzierung der unterschiedlichen Bedarfsgruppen, eine Perspektive für eine weitergehende Betreuung nach den maximal 12 Monaten im Obdach Krefeld, eine Stärkung der verschiedenen Tagesaufenthalte und eine stärkere Berücksichtigung von Digitalisierungsaspekten. Unserer Auffassung nach gestalten sich die Bedarfe innerhalb der Gruppe obdachloser Menschen zu divers, als dass sie alle adäquat und sicher an einem einzigen Standort betreut werden können. Hinzu kommt die stärkere Einbeziehung der Wohlfahrtsverbände in die fachliche Ausarbeitung der Konzeption, sowie der weiteren Unterstützung durch die ehrenamtlichen Initiativen.

Zugleich müssen die Vorbehalte vor Ort gegen eine Zentralisierung im Südbezirk ernstgenommen und diskutiert werden. Wir sprechen uns grundsätzlich für den Standort Feldstraße als einen Baustein in der Krefelder Wohnungslosenhilfe aus. Die Bewältigung sozialpolitischer, die ganze Stadt betreffender Herausforderungen, muss für das betreffende Quartier mit begleitenden Maßnahmen flankiert werden. Dort benötigen wir deutlich mehr Einsatz und vielfältigere Methoden, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war.

Sowohl die Entwicklung eines Nachbarschaftskonzeptes als auch die sofortige Einsetzung eines „Runden Tisches“ zur Diskussion, Moderation und Lösung der diversen Problemstellungen im Bereich Feldstraße mit Vertreter*innen der Anwohner*innen, der Einrichtungsleitung, des FB 50, der Diakonie, des Jugendzentrums, der Bezirksvertretung, des Kommunalen Ordnungsdienstes und der Polizei sind deshalb ebenfalls notwendig.

Die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Krefeld bitten daher für die Sitzung des Ausschusses für Soziales, Arbeit, Wohnen, Gesundheit, Inklusion, Senioren und Integration am 29.06.2021 um Beratung und Beschlussfassung des nachfolgenden Antrages.

Antrag:

Der Ausschuss für Soziales, Arbeit, Wohnen, Gesundheit, Inklusion, Senioren und Integration stimmt der Neukonzeption der Krefelder Wohnungslosenhilfe mit dem Konzept „Obdach Krefeld“ in der Fassung der Vorlagennummer 1206/21/2 zu, und beschließt darüber hinaus folgende Punkte:

1. Die Verwaltung wird beauftragt, das Zentrale Gebäudemanagement mit der weiteren Planung zu beauftragen und die hierfür erforderlichen Finanzmittel im Rahmen der Haushaltsplanaufstellung 2022ff zu berücksichtigen.

2. Priorität hat die Realisierung und Dezentralisierung verschiedener Standorte für verschiedene Bedarfe. Hierzu werden in gleichberechtigter Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbänden für die im Konzept angesprochenen Personen- und Bedarfsgruppen sowie der Gruppe der jungen Obdachlosen, eigene, dezentral angesiedelte Unterkünfte und Konzepte entwickelt. Diese werden dem Ausschuss spätestens in der ersten Sitzung im Jahr 2022 vorgestellt.

3. Weiterhin soll geprüft werden, welche Hallen, Gemeindesäle etc. im gesamten Stadtgebiet angemietet werden können, um vorübergehend Obdachlose, insbesondere in den Winter- monaten aufzunehmen. Das Ergebnis dieser Prüfung wird dem Ausschuss ebenfalls in der ersten Sitzung im Jahr 2022 zur Beratung und ggf. Beschlussfassung vorgelegt.

4. Die Kapazität am Standort Feldstraße wird, wenn der Bedarf durch die Schaffung neuer weiterer Standorte sinkt, sukzessive reduziert, überschreitet aber die Anzahl der aktuellen Übernachtungsmöglichkeiten nicht.

5. Für Personen, die neben dem Wohnraum keine weiteren Bedarfe an Betreuung und Begleitung haben, werden in Zusammenarbeit mit der Wohnstätte Krefeld dezentrale, dauerhafte Wohnungen zur Verfügung gestellt. So soll nach dem Housing-First Ansatz die Kapazität in der Einrichtung an der Feldstraße sukzessive verringert werden.

6. Das Konzept wird um die Perspektive für die weitere Unterbringung von Obdachlosen nach dem zwölfmonatigen Aufenthalt in der Notunterkunft (u.a. hinsichtlich räumlicher Unterbringung, Trägerschaft etc.) unter Beteiligung von Verwaltung, Politik und Wohlfahrtsverbänden erweitert. Insbesondere soll ein Netz an differenzierten dezentralen Unterbringungsmöglichkeiten für unterschiedliche Zielgruppen in verschiedenen Sonderwohnformen (Stationäre Einrichtungen, Therapeutische Wohngemeinschaften, Wohngemeinschaften mit ambulanter Betreuung) entwickelt werden.

7. Die Verwaltung prüft die Möglichkeiten zur Einführung und Nutzung einer trägerübergreifenden digitalen Infrastruktur zur Begleitung und Betreuung der Obdachlosen in den Unterkünften mittels digitaler Fallakten.

8. Die Verwaltung evaluiert die Neukonzeption und vor allem das Stufenmodell 24 Monate nach Eröffnung der neuen Einrichtung und berät die Ergebnisse sowie eine ggf. notwendige kontinuierliche Fortschreibung einer Gesamtkonzeption „Wohnungslosenhilfe in Krefeld“ unter regelmäßiger und frühzeitiger Einbeziehung der Wohlfahrtsverbände und der politischen Gremien.

9. Kurzfristig wird die Verwaltung beauftragt, folgende Punkte umzusetzen:

  • Schaffung mindestens einer Stelle Quartiersarbeit in direktem Umfeld der Einrichtung. Diese soll im Vorgriff auf den Stellenplan 2022 ad hoc besetzt, im Fachbereich 50 angegliedert werden und gemeinsam mit den Akteur*innen im Sozialraum und im engen Austausch mit den Teilnehmenden des u.g. „Runden Tisches“ ein Nachbarschaftskon- zept für den Standort Feldstraße entwickeln, welches die Einrichtungskonzeption er- gänzt und insbesondere nachfolgende Aspekte aufgreift:
    • Rahmenlinien für eine gute Nachbarschaft im Quartier
    • Gewährleistungder Sauberkeit im Straßenumfeld, etwa durch kürzere Reinigungsintervalle und im Austausch mit GSAK und KBK
    • Kooperation mit dem Jugend-und Freizeitzentrum Süd
    • Verbesserung des Sicherheitsgefühls der Anwohner*innen und benachbarten Einrichtungen
    • Ein achtsames und respektvolles Miteinander der verschiedenen Gruppen 
    • Eine regelmäßige Evaluation der sozial-und ordnungspolitischen Maßnahmen und gemeinsame Formulierung von Lob, Kritik und Verbesserungswünschen
  • Sanierung und Umgestaltung des Standortes Lutherstraße als Tagestreff für Wohnungslose, sowie Schaffung zusätzlicher Tagesaufenthalte bei weiterem Bedarf.
  • Sofortige Einsetzung eines „Runden Tisches“ mit Vertreter*innen der Anwohner*innen,der Einrichtungsleitung, des Fachbereichs 50, der Diakonie, des Jugendzentrums, der Bezirksvertretung, des Kommunalen Ordnungsdienstes und der Polizei. Sobald die neue Stelle in der Quartiersarbeit geschaffen wurde, soll diese die Koordination des „Runden Tisches“ übernehmen. Aufgaben des „Runden Tisches“ sind die Moderation von Konflikten und die Verbesserung der Sauberkeit und Sicherheit des Quartiers. Für besonders wichtig erachten wir die regelmäßige Teilnahme von Polizei und kommuna- lem Ordnungsdienst, sowie den engen Austausch mit KBK und GSAK.

10. Zusätzlich zu den konzeptionellen Änderungen wird die Verwaltung um eine Erläuterung gebeten, welche Vor- und Nachteile aus ihrer Sicht bezüglich der Konzepte „einfache Not- unterkunft“, Dreistufenmodell und „Housing First“ bestehen und warum sich für die Umset- zung des sog. Dreistufenmodells in Krefeld entschieden wurde.

Mit freundlichen Grüßen