Scharfe Kritik üben die Krefelder Grünen an den Plänen der SWK, mit Strom aus der Müllverbrennunganlage Wasser in Wasserstoff umzuwandeln und diesen für eine neue Wasserstoffbusflotte zu nutzen.
„Für das Klima ist diese Art der Wasserstoffproduktion eine Katastrophe“, sagt die umweltpolitische Sprecherin der Grünen, Björna Althoff. „Bei der Müllverbrennung wird viel fossiler Kohlenstoff als Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre abgegeben.“
Natürlich sei es sinnvoll, die Verbrennung von unvermeidbarem Müll energetisch zu nutzen. Der dabei gewonnene Strom, gehöre aber ins Krefelder Stromnetz und nicht in die Wasserstoffproduktion.
„Da mit der Wasserstoffproduktion erhebliche Energieverluste einhergehen, verdreifacht sich bis zur Energienutzung der CO2-Abdruck,“ so Althoff weiter. Der CO2-Abdruck je Energieeinheit wäre bei der Nutzung in der Brennstoffzelle am Ende höher als der bei einem E-Auto, das 100% Kohlestrom tanke oder einem herkömmlichen Verbrenner. Für die gleiche zurückgelegte Strecke verursache der neue Kraftstoff also mehr Treibhausgase.
„Es gibt daher eine klare Definition für die Herstellung von Wasserstoff“, stellt die Grüne klar: „So genannter ‚Grüner Wasserstoff‘ wird per Definition des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit 0g CO2 pro Kilogramm Wasserstoff produziert, also z.B. mit Photovoltaik, Windkraft oder Biogas. Die Behauptung der SWK, sie stelle mit der von ihr angewandten Methode Grünen Wasserstoff her, ist deshalb schlicht falsch.“
Die Produktion von Grünem Wasserstoff ergebe aus wissenschaftlicher Sicht ohnehin nur dann Sinn, wenn so viel regenerativer Strom durch Wind und Sonne produziert werde, dass dieser nicht direkt im Stromnetz genutzt werden könne und dann besser, wenn auch mit viel Energieverlusten, in Form von Wasserstoff gespeichert werde.
„Der Müll in der Müllverbrennung ist zu 48% Erdöl-basiert und wird zudem mit fossilem Heizöl angefeuert“, ergänzt die Vorsitzende des Umweltausschusses, Julia Müller (Grüne). „Bei der Verbrennung entsteht viel klimaschädliches Kohlenstoffdioxid. Damit ist die Müllverbrennungsanlage Lichtjahre entfernt von ‚Grünem Wasserstoff‘.“
Der CO2-Abdruck je Tonne Müll werde zudem weiterhin steigen, weil das politisch beschlossene Abfallwirtschaftskonzept vorsehe, dass der biologische Anteil des zu verbrennenden Restmülls reduziert werden müsse, um diesen nachhaltiger zu verwerten. Damit steige dann wiederum der fossile Erdölanteil. Aktuell liege Krefelds biologischer Anteil in der Restmülltonne deutlich über dem Durchschnitt anderer NRW-Städte.
Absehbar sei auch, dass die Stromgewinnung aus fossilem Müll durch das Brennstoffemissionshandelsgesetz immer teurer werde, weil die CO2-Emissionen voraussichtlich bepreist würden. Wie lange solch ein Projekt daher wirtschaftlich sein könne, sei folglich mit vielen Fragezeichen versehen.
Die Stadt Krefeld müsse zudem ab 2021 der europäischen Clean Vehicle Directive gerecht werden; das bedeute, so die Grünen, dass knapp die Hälfte der neu angeschafften Busse mit weniger als 1 g CO2/km Aussstoß betrieben werden müssten. Da der produzierte Kraftstoff der SWK einen höheren CO2-Abdruck als Diesel oder Benzin haben werde, würde die Stadt mit dieser Produktion nicht den verpflichtenden europäischen Vorgaben gerecht werden, ganz im Gegenteil: Mit einem hohen CO2-Abdruck im ÖPNV und fehlendem MKVA-Strom im Stromnetz würden die SWK die Klimabilanz der Stadt verschlechtern.
Die Grünen erwarten deshalb eine breite politische Mehrheit gegen dieses Vorhaben, da es schon ohne kontraproduktive Projekte schwierig genug sei, die Klimaziele für die Stadt zu erreichen.
*1: Durchschnittliche CO2 Emissionen verschiedener Stromerzeugungstechnologien [EnAg] (Fraunhofer ISE, Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland, Fraunhofer ISE, Down-load von www.pv-fakten.de, Fassung vom 22.09.2020
*2: Die Energieverlustkaskade der Wasserstoffwirtschaft (Bossel, 2010 basierend auf Bossel, U.; Eliasson, B.; Taylor, G.: The Future of the Hydrogen Economy: Bright or Bleak?, 2003)
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Björna Althoff: 0177-9645416 | bjoerna.althoff@gruene-krefeld.de