003/20 | Grüne Wohnungsbaupolitik im Klimawandel

PK Grüne zur Flächenentwicklung in Krefeld, Thorsten Hansen und Heidi Matthias

30. Januar 2020

Stadtentwicklung ohne zusätzlichen Flächenverbrauch
Wie viele Kommunen steht auch Krefeld vor der Herausforderung, einerseits ihre Einwohnerzahl zu erhöhen, andererseits die natürlichen Ressourcen wie Landschaft, Erholungsgebiete, Grün- und Ackerflächen nicht weiter aufzubrauchen. Die Wohnungsbaupolitik der Vergangenheit – flächenintensive EFH-Siedlungen auf der grünen Wiese – ist passé, das meinen nicht nur wir Grünen, sondern auch führende Stadtentwicklungsbüros, Naturschutzverbände, das Umweltbundesamt etc.. Der dramatische Rückgang unserer Tier- und Pflanzenwelt ist nicht zuletzt auf den immer weiter schrumpfenden Lebensraum für die Natur zurückzuführen, darum ist Wohnungsbau ohne größere neue Flächenversiegelung unser angestrebtes Ziel. Wir stehen in der Verantwortung, die noch bestehenden natürlichen Flächen zu erhalten und zu schützen! Es bedarf einer klugen Planungs- und Baupolitik, mehr Wohnungen zu schaffen, ohne dabei grüne Lungen zu zerstören oder das Stadtleben unerträglich zu machen.

Knappe Planungsressourcen sinnvoll einsetzen
Die Planungsressourcen der Stadt Krefeld sind personell und finanziell begrenzt, deshalb müssen die knappen Ressourcen auf die Bebauungspläne konzentriert werden, die einer ökologischen Stadtentwicklung gerecht werden.

Mikroklima Stadt
Im Zuge des voranschreitenden Klimawandels müssen wir inzwischen wesentlich umsichtiger bei neuen Bauprojekten vorgehen, insbesondere wenn es sich um Nachverdichtungen handelt. Auch bei uns in Mitteleuropa heizen sich inzwischen in Sommermonaten die Innenstädte stark auf. Die üblicherweise verwendeten Baumaterialien wie Beton, Ziegel, Bitumen und Asphalt speichern die Hitze und strahlen sie an die Umgebung ab, Hitzeinseln entstehen, deren hohe Temperaturen nicht selten zu gesundheitlichen Problemen bei den Bewohnern führen. Um das Mikroklima in der Balance zu halten, müssen wir viele stärker alternative Baustoffe wie Holz zum Zuge kommen lassen und für mehr Vegetation in der Stadt sorgen. Bäume, Sträucher und Bauwerksbegrünungen wirken sich positiv auf das Stadtklima aus; sie kühlen, filtern Feinstäube und dämpfen Lärm.
Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre der Beschluss, Dachbegrünung im Rahmen von künftigen Bebauungsplänen festzulegen und bei Neubauprojekten innerhalb von festgestellten Hitzeinseln zu forcieren (auf Grundlage unseres Antrags im Planungsausschuss am 26.6.2019). Diese Reglementierung, die natürlich nur künftige Bauprojekte und nur Flach- und Pultdächer (bis 15° Neigung) betrifft, wird jedoch nicht reichen, die Temperaturen in Hitzeperioden zu senken, deshalb muss parallel und verstärkt auf freiwillige Bauwerks- und Hofbegrünung gesetzt werden. Ein entsprechendes Förderprogramm, von Land mitfinanziert, kann Immobilienbesitzer dazu bewegen, ihre Gebäude „klimatüchtig“ zu machen, Innenhöfe zu entsiegeln und zu bepflanzen. Um Bauprojekte gleich von Anfang im Sinne eines ausgewogenen Mikroklimas zu optimieren, haben wir zudem eine standardisierte Mikrosimulation aller geplanter größeren Bauwerke innerhalb der Stadt vorgeschlagen. (grüner Antrag vom 5.11.2019 und Vortrag v. Peter Küsters von greenpass im Planungsausschuss am 30.1.2020)

Naturschutz in der Stadt
Neben dem günstigem Einfluss auf das Mikroklima, hat die Gebäudebegrünung noch einen anderen ökologischen Effekt, der uns ebenso wichtig ist. Begrünte Dächer, Fassaden, Innenhöfe und blütenreiche Gärten können vielen Tierarten mehr Lebensraum und Nahrung bieten. Um dem Insektensterben entgegen zu wirken, müssen wir jetzt etwas tun! Deshalb werden wir in diesem Jahr wieder (den ganzen März bis Anfang April) Infotische mit vielen Praxisbeispielen und Broschüren zum Thema „Natur in der Stadt“ anbieten.

Unsere Kriterien für Wohnungsbau in Stichworten

● Versiegelung natürlicher Flächen muss weitestgehend vermieden werden● Flächenrecycling hat oberste Priorität● Flächen schonend bebauen – Geschosswohnungsbau vor EFH-Bebauung● Lückenschluss innerhalb der bestehenden Bebauung ● Möglichst innerhalb von Stadtquartieren bauen, vorhandene Infrastruktur nutzen● Innenverdichtung vor Außenverdichtung, aber nicht um jeden Preis – Lebensqualität muss erhalten bleiben!● Harmonisierung mit vorhandener Baustruktur● alternative Wohnformen, private Baugruppen den Vorzug geben● ÖPNV-Anbindung bei Siedlungsbau (bestes Beispiel Plankerheide)● Sozial gerechte Bodennutzung (freier+geförderter Mietwohnungsbau, Münsteraner Modell 50/50 bzw. 70/30● Flächen für das Gemeinwohl (z.B. geförderter Wohnungsbau) nutzen

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