Beschlussentwurf
Die Ausschüsse für
Wirtschaft, Internationales und Digitalisierung
Umwelt, Klima, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit
Planung, Bauen, Mobilität und Stadtentwicklung
bitten den Rat der Stadt Krefeld, sich zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft in Krefeld zu bekennen und die Verwaltung auf Basis der angehängten Begründung zu beauftragen, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten, wie die Ziele zirkulären Wirtschaftens in Krefeld über die verschiedenen relevanten Bereiche hinweg gestärkt werden kann.
Im Rahmen dieses Konzeptes sollen die verschiedenen Aspekte der Kreislaufwirtschaft gesamthaft und verwaltungsübergreifend beleuchtet werden. Bestehende Initiativen sollen gestärkt und neue identifiziert werden, um die Transformation hin zu zirkulärem Wirtschaften in Krefeld effektiv und gesamtheitlich voranzubringen.
Im Rahmen der Konzepterarbeitung sollen auch die Auswirkungen auf den städtischen Haushalt beleuchtet und die Akquise von Fördermitteln geprüft und ggfs. angestoßen werden, um Konzep-terarbeitung und spätere Umsetzung zu beschleunigen.
Begründung
Der weltweite Rohstoffverbrauch hat sich zwischen 1970 und 2017 beinahe verdreifacht. 2019 hat die Menschheit erstmals über 100 Milliarden Tonnen natürlicher Ressourcen in Anspruch genom-men, diese Menge ist u.a. für über 50 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Rohstoffe sind grundsätzlich endlich; absehbare Verknappungen bei zahlreichen Rohstoffen, mit der Rohstoffgewinnung einhergehende Umweltzerstörungen und Verluste an Biodiversität zei-gen uns, dass wir zukünftig viel sorgsamer damit umgehen müssen. Es gibt planetarische Grenzen und ein Leben innerhalb der planetarischen Grenzen wird ohne den Übergang zur Kreislaufwirt-schaft nicht möglich sein.
Der zentrale Ansatz, mit dem unser Umgang mit Roh- und Werkstoffen umgestaltet werden muss, heißt zirkuläre Wertschöpfung. Diese setzt auf geschlossene Kreisläufe, berücksichtigt den Le-benszyklus von Produkten und nimmt die gesamte Wertschöpfungskette ins Blickfeld. Dabei geht es darum, schon bei der Entwicklung von Produkten anzusetzen und umzudenken. Durch ein durchdachtes Produktdesign, die gesamthafte Durchdringung aller Gewinnungs-, Be- und Verar-beitungsprozesse aller verwendeten Materialien, durch ein umfassendes Management und techno-logische Innovationen werden die verschiedenen Materialien so genutzt, dass zum einen Abfälle möglichst vermieden werden. Zum anderen sollen nach erfolgter Nutzung der Güter die darin ent-haltenen Stoffe auf effiziente Weise zurückgewonnen und wiederverwendet werden. Diese von Beginn an gezielte Kreislaufführung sorgt für ökologisch effiziente Stoff-, Energie-, Flächen-, Ar-beits- und Informationsflüsse.
Viele Industrieunternehmen in Krefeld, wie beispielsweise Covestro und Siempelkamp, aber auch Bildungseinrichtungen wie die Hochschule Niederrhein, verfügen über umfassende Kompetenzen auf den angesprochenen Wertschöpfungsstufen und Geschäftsmodellen.
Für so veränderte Wertschöpfungsketten sind u. a. neue Dienstleistungen notwendig, die allein bei den Stoffkreisläufen und dem Recycling großes Potenzial für zusätzliche Arbeitsplätze in Krefeld bergen. Es ist also sowohl für Klima- und Ressourcenschutz als auch aus wirtschafts- und ar-beitsmarktpolitischen Gründen wichtig, den Ansatz der zirkulären Wertschöpfung in Krefeld zu stärken. Dies birgt neue Chancen im Strukturwandel für zukunftsfähige Arbeitsplätze und ist ein weiterer Schritt zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise.
Wir sehen in einer verstärkten Entwicklung in Richtung Zirkuläres Wirtschaften weit über das The-men-feld Abfallwirtschaft hinaus erhebliche Potentiale für die Stadt Krefeld, insbesondere die Städ-tischen Töchter, und die hiesige Wirtschaft. Sie in der gesamten Breite zu erkennen und zu ergrei-fen, stellt für alle eine große Herausforderung dar.
Im Rahmen der Entwicklung eines Gesamtkonzepts Zirkuläres Wirtschaften sollten aus Sicht der Antragsteller auch die folgenden Initiativen auf einen Mehrwert für die Förderung der Kreislaufwirt-schaft in Krefeld geprüft werden:
1. Schaffung eines Beirates „Zirkuläres Wirtschaften“ (Geschäftsführung z.B. im Fachbe-reich 39) zur Koordination zu Austausch und Koordination übergreifender Themen und Ansätze.
2. Initiierung von und Beteiligung an Förderprojekten mit dem Ziel einer regionalen, zirku-lären Wertschöpfung und Arbeitsplatzschaffung.
3. Verbindliche (falls möglich, sonst freiwillige) Vorgaben bei Neubauten bzw. umfangrei-cheren Sanierungsarbeiten der Stadt sowie der städtischen Töchter und im Rahmen von städtebaulichen Verträgen zur Erreichung eines hohen Anteils an Rezyklaten, nachwachsenden Rohstoffen, schadstoffreduzierten Materialien und cradle-to-cradle-zertifizierten Produkten.
4. Prüfung der Möglichkeit kommunaler Regelungen zur Verbesserung des Recyclings beim Abbruch von Gebäuden.
5. Verstärkung der Kontrollen der Umsetzung der Gewerbeabfallverordnung durch die Un-tere Abfallwirtschaftsbehörde.
6. Begleitung weiterer Unternehmensnetzwerke im Bereich Beratung von Nachhaltigkeit und zirkulärer Wertschöpfung in Kooperation mit Partnern, u. a. IHK, Handwerkskammer, Effizienzagentur NRW; eng angelehnt am aktuellen EU-Aktionsplan sowie am Ressourceneffizienzpro-gramm der Bundesregierung für die Kreislaufwirtschaft und die regional für Krefeld relevanten Wertschöpfungskreisläufe.
7. Weitere Verfolgung der ersten Überlegungen für die Schaffung eines Kompetenzzent-rums Kreislaufwirtschaft/Zirkuläres Wirtschaften über den Krefeld-Venlo-Ausschuss.
8. Erstellung jährlicher Sachstandsberichte in den betroffenen Ausschüssen.