Ihre Zweifel an den Prognosen der NRW-Bank und des Landesbauministeriums, dass sich der Wohnungsneubaubedarf in Krefeld bis zum Jahre 2020 auf bis zu 7.000 Wohneinheiten erhöhe, haben die Grünen erneuert.
„Das wäre ein Zuwachs von etwa 14.000 Menschen“, so die planungspolitische Sprecherin und Fraktionsvorsitzende Heidi Matthias, „und gemessen an der städtischen Statistik ein explosionsartiger Zuwachs.“
In einer für den Sozialausschuss erstellten aktuellen Vorlage zur Pflegebedarfsplanung kommt die Verwaltung zu völlig anderen Bevölkerungsprognosen:
Danach steigen die Einwohnerzahlen bis ins Jahr 2020 um rund 1.500 auf 234.848 Personen, während sich bis 2030 die Entwicklung wieder umkehre und eine perspektivische Abnahme der Krefelder Bevölkerung auf 230.573 Menschen erfolgt.
„Wenn auch in diesen Zahlen wohl nicht die Zuwächse durch Flüchtlinge, die sich bei uns dauerhaft niederlassen werden und die möglichen Zuzüge aus dem Ballungsgebiet Düsseldorf enthalten sind, so scheint die Entwicklung doch weniger dramatisch zu sein“, so Matthias.
Die von der Planungsverwaltung erarbeitete Zusammenstellung potentieller Nachverdichtungsflächen sei dennoch sehr hilfreich und zeige deutlich, dass auch ohne die Nutzung und Zerstörung von Natur- und Ackerflächen genügend Platz für neuen Wohnraum vorhanden sei.
„Dabei beweist vor allem die Wohnstätte in Quartieren wie Oppum, Linn, Gartenstadt und in der südwestlichen Innenstadt, wie attraktiver, barrierearmer und dennoch preiswerter Wohnraum geschaffen werden kann“, lobt Matthias.
Allein die Umnutzung der Kaserne an der Kempener Allee sehe auf ca. 11 ha 450 Wohneinheiten vor. In dem von der Mehrheit des Rates vorangetriebenen Wohnbaugebiet Fischeln Süd-West dagegen entständen nach den Planungen auf doppelt so großer Fläche nur 500 Wohneinheiten.
„Abgesehen davon, dass wir diese groß angelegte Landschaftszerstörung ebenso generell ablehnen wie die Planungen für Fischeln-Ost, Hüls Südwest und die angestrebte Wohnbauentwicklung Am Wiesenhof an der Grenze zum Landschaftsschutzgebiet Traar, sind wir sehr besorgt darüber, dass in der Politik immer noch beharrlich auf eine Einfamilienhaus-Bebauung gesetzt wird und damit der verschwenderische Umgang mit wertvollen Flächenressourcen weitergeht“, so Matthias weiter.
Der in den vergangenen 15 Jahren verfolgte Kurs mit einem Anteil von 80% Einfamilienhäusern an der Gesamtbebauung müsse unbedingt korrigiert werden. Dies gelte umso mehr als sich der Trend vom Wunsch nach einem eigenen Häuschen auf der grünen Wiese mittlerweile stark verändert habe.
„Wenn wir tatsächlich eine Alternative zum angespannten, überteuerten Düsseldorfer Wohnungsmarkt bieten wollen, sollten wir viel stärker auf Geschosswohnungsbau mit anspruchsvoller Architektur setzen“, fordert die Grüne. Das Wohnstätten-Projekt an der Herbertzstraße sei dafür ein äußerst gelungenes Beispiel. „Wichtig ist natürlich auch eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr so wie es beim geplanten Wohngebiet in Fischeln Plankerheide sein wird.“
Die fortschreitende Veränderung der zahlreichen Einfamilienhaus-Siedlungen im Krefelder Stadtgebiet sei in den Berechnungen der Planungsverwaltung offensichtlich unberücksichtigt geblieben. Hier vollziehe sich auch in den kommenden Jahren ein Generationenwechsel, der mit einer Steigerung der Bewohnerzahl einhergehe. „In Häusern, in denen zuletzt höchstens zwei Personen lebten, werden künftig wieder mehrköpfige Familien einziehen“, so Matthias. Hinzu komme, dass auf großen Grundstücken zunehmend auch zusätzliche Gebäude errichtet würden.
Insgesamt jedoch seien die Anstrengungen der Stadtverwaltung sehr zu begrüßen, die Innenentwicklung zu forcieren und entsprechende Bebauungspläne so schnell wie möglich auf den Weg zu bringen.