STADTSPAZIERGÄNGE

Stadtspaziergang 03/24: Manufakturen in der Innenstadt

Dass sich hinter so manchen Straßenzügen Krefelds ungeahnte Schätze verbergen, konnten die 40 Teilnehmer*innen unseres 3. Stadtspaziergangs (in zwei Gruppen aufgeteilt) gleich bei der 1. Station mit eigenen Augen feststellen.

Bevor wir zur Werkstatt der Modedesignerin Uschi Blersch im Hinterhof der Corneliusstr. 4 vordringen, durchqueren wir einen stilvoll angelegten Garten mit weißen Hortensien und Erdbeerpflanzen, deren rote Früchte verführerisch unter dem roten Blattwerk hervorlugen. Am Kopfende erwartet uns das alte Gebäude einer ehemaligen Krawattenfabrik, das Uschi Blersch vor einigen Jahren zu ihrem Atelier hergerichtet hatte. Hier entwirft sie ihre zeitlos schöne Mode und fertigt die Kreationen ihrer Marke „Weltgewand(t)“. Zusammen mit zwei weiteren Mitarbeiter*innen wird ein Großteil der Kleidungsstücke vor Ort genäht. Im Store auf der Königstraße 112 präsentiert und verkauft sie die in kleiner Stückzahl hergestellten Kleider, Röcke, Hosen oder Blousons meist selbst. Sowohl die ungewöhnlichen Designs als auch die liebevoll sanierte Werkstatt im Schatten der Josefskirche erregt große Begeisterung bei den Besucher*innen und viele nehmen sich vor, dem Shop auf der Königstraße bald mal einen Besuch abzustatten.

Auch die nächste Produktionsstätte – die Druckerei Düsselberg – versteckt sich in einem Hof, dieses Mal auf der Dreikönigenstraße. Seit 1878 besteht das Familienunternehmen. Renate Düsselberg betreibt die Firma inzwischen in der vierten Generation zusammen mit ihrem Mitarbeiter. 
Neben Briefbögen, Glückwunschkarten, Broschüren, Büchern, Katalogen befasst sie sich am liebsten mit Kunstdrucken, individuellen Mappenwerken oder anderen Sonderanfertigungen, die viel Fingerspitzengefühl, Kreativität und Erfahrung erfordern. Von allem besitzt Renate Düsselberg reichlich. Nicht umsonst genießt der traditionsreiche Betrieb vor allem in Künstlerkreisen einen exzellenten Ruf. Im Anschluss an ihren spannenden Kurzvortrag über ihr Druckhandwerk führt die Chefin den staunenden Besucherinnen zwei ihrer alten in Heidelberg hergestellten Druck- und Prägemaschienen vor, die auch nach 70 Jahren nichts an Präzision eingebüßt haben.


Die letzte Station im Naturkost-Esslokal „Verbene“ leitet gleichsam den Ausklang der Exkursion ein. Seit Juni 2023 betreibt Anja Hünecke das nette Bistro in den Räumlichkeiten des ehemaligen angesehenen Fachgeschäfts Musik Fischer im Erdgeschoss des denkmalgeschützten Hauses auf dem Südwall 8. Geschmackvoll ist nicht nur die frisch zubereiteten Speisen sondern auch die feine Einrichtung des winzigen Ladens, der sich zum Hof hin mit vier Gästetischen erweitert. Anja Hünecke macht alles selbst, vom Einkauf der frischen Bioprodukte über das Kochen und Backen der Speisen bis hin zum Service für die Gäste. Unterstützt wird sie von einem sehr überschaubaren Mitarbeiterteam. Nach der Vorstellung ihres kleinen Unternehmens und ausgiebiger Fragerunde widmet man sich dem gemütlichen Teil des Besuchs mit Kaltgetränken, Gemüsequiche, Kaffee und Kuchen im lauschigen Innenhof. 


Die Resümees dieses grünen Stadtspaziergangs könnten lauten: Es gibt sie, die Manufakturen in der Innenstadt und Krefeld ist reicher als viele denken, z. B. an starken Frauen.

An diesem späten Nachmittag verabschieden wir (Heidi Matthias und Markus Kossack) ganz offensichtlich begeisterte Spaziergänger*innen, die vielleicht ein bisschen mit dazu beitragen werden, dass der Bestand der drei feinen Manufakturen gesichert bleibt.